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AutorenbildSandra Künzler

Das Dilemma der kognitiven Dissonanz!


Die menschliche Psyche ist ein komplexes Gebilde, voller Widersprüche und Herausforderungen. Eine dieser Herausforderungen, die uns oft mehr beeinflusst, als es uns bewusst ist, ist die sogenannte kognitive Dissonanz. In diesem Blogartikel werde ich näher auf dieses Phänomen eingehen, und Möglichkeiten aufzeigen, wie wir kognitive Dissonanz überwinden können.


Kognitive Dissonanz ist eine psychologische Theorie, die auf Leon Festinger zurückgeht. Es beschreibt den inneren Konflikt, den wir empfinden, wenn unsere Überzeugungen, Einstellungen oder Werte nicht mit unseren Handlungen übereinstimmen. Jedes Mal wenn du erlebst, dass deine beste Version, die du leben willst nicht zu der Person passt, die du in diesem Moment bist, empfindest du ein Unwohlsein. Kurz gesagt, es ist das unangenehme Gefühl, das wir verspüren, wenn wir uns selbst widersprechen.


Kognitive Dissonanz kann beispielsweise auftreten, wenn sich Entscheidungen, als Fehler herausstellen. Grössere Entscheidungen zu fällen, fällt vielen Menschen schwer und es dauert oft Wochen und Monate bis eine Wahl getroffen wird. Stellt sich dann heraus, dass die Entscheidung falsch war oder es bessere Alternativen gegeben hätte, entsteht ein Störgefühl und ein dringendes Bedürfnis, dieses zu beheben.

Wir fangen an mit uns zu ringen und wollen uns vor uns selbst und manchmal auch vor anderen rechtfertigen. Um das zu erreichen, sind wir bereit zu lügen und uns die Wahrheit zurechtzubiegen, bis sich die kognitive Dissonanz auflöst.


Wenn man grosse Anstrengungen auf sich genommen und sein Bestes gegeben hat, und dann feststellt, dass das Ergebnis nicht seinen Erwartungen entspricht, kann dies ebenfalls zu einem unangenehmen Gefühl führen, welches man dringend los werden will.


Der frühere CEO von Microsoft, Steve Ballmer hat über Apple gelacht und gesagt, dass das iphone nie einen bedeutenden Marktanteil haben wird. Obwohl wir heute wissen, dass er mit seiner Aussage falsch lag, fiel es ihm lange schwer, dies anzuerkennen. Sobald wir uns zu einer Entscheidung oder Meinung bekennen, wird unser Gehirn alles dafür tun zu beweisen, dass wir Recht haben.

Wenn wir etwas nicht verstehen, uns dadurch bedroht fühlen, und dies unsere Identität in Frage stellt, haben wir die Tendenz diese Meinung oder diesen Menschen anzugreifen, anstatt zuzuhören und zu versuchen die Idee oder Meinung zu verstehen.


Um das Konzept der kognitiven Dissonanz besser zu verstehen, schauen wir uns zwei alltägliche Beispiele an:


1. Rauchen und Gesundheitsbewusstsein:

Nehmen wir an, jemand ist sich der gesundheitlichen Risiken des Rauchens bewusst, aber er raucht dennoch regelmäßig. Diese Person erlebt kognitive Dissonanz, da ihre Handlungen (Rauchen) nicht mit ihrem Wissen über die schädlichen Auswirkungen übereinstimmen.


2. Umweltschutz und Vielfliegen:

Ein weiteres Beispiel wäre jemand, der sich stark für Umweltschutz einsetzt, aber häufig in den Urlaub fliegt und somit einen erheblichen ökologischen Fussabdruck hinterlässt. Hier besteht eine Diskrepanz zwischen den Werten (Umweltschutz) und dem Verhalten (Fliegen).


Kognitive Dissonanz kann in verschiedenen Lebensbereichen auftreten, sei es in Beziehungen, bei der Arbeit, im Konsumverhalten oder bezüglich politischen Überzeugungen. Im Grunde genommen kann sie immer dann auftreten, wenn es einen Konflikt zwischen dem gibt, was wir glauben oder für richtig halten, und dem, was wir tatsächlich tun.


Warum versuchen Menschen, sich selbst zu rechtfertigen und sich selbst zu betrügen?


Um mit kognitiver Dissonanz umzugehen, neigen Menschen oft dazu, sich selbst zu rechtfertigen und sich selbst zu betrügen. Dies geschieht aus verschiedenen Gründen:


  • Unangenehme Gefühle los werden:

Menschen versuchen, die unangenehmen Gefühle der Dissonanz zu verringern, indem sie sich selbst überzeugen, dass ihre Handlungen in Ordnung sind. Dies kann dazu führen, dass sie Informationen ignorieren oder rationalisieren, die ihren Überzeugungen widersprechen. Das fühlt sich vielleicht besser an, aber die Vogel-Strauss-Taktik kann schnell dazu führen, dass der Strauss mit seinem Kopf im Sand gefressen wird.


  • Erhaltung des Selbstbildes:

Wir möchten uns selbst als kohärente und moralische Wesen sehen. Wenn unsere Handlungen unseren Überzeugungen widersprechen, versuchen wir, unser Selbstbild aufrechtzuerhalten, indem wir Ausreden finden oder die Bedeutung unserer Handlungen herunterspielen.


  • Vermeidung sozialer Konflikte:

In vielen Fällen möchten Menschen sozialen Konflikten aus dem Weg gehen. Indem sie sich selbst überzeugen, dass sie "richtig" handeln, vermeiden sie potenzielle Konfrontationen mit anderen, die ihre Handlungen kritisieren könnten.


Warum ist kognitive Dissonanz, die am eigenen Selbstbild kratzt, besonders unangenehm?


Unser Selbstbild stellt ein zentraler Teil unserer Identität dar. Wird dies in Frage gestellt, ist

unser Selbstwertgefühl beeinträchtigt. Wenn wir erkennen, dass unsere Handlungen nicht unseren Überzeugungen entsprechen, sehen wir uns inkongruent und unehrlich.


Anzuerkennen, dass wir uns selbst belogen haben, kann zu einem Verlust von Autonomie führen. Wir erkennen, dass wir nicht immer die Kontrolle über unsere eigenen Entscheidungen und Handlungen haben.


Wir sind sogar bereit uns selbst und unseren Erfolg zu sabotieren, um kognitiver Dissonanz vorzubeugen. Wir legen uns präventiv bereits Rechtfertigungen oder Ausreden zurecht, auf die wir uns später stützen können. Wer kennt es nicht, vor wichtigen Prüfungen oder einem Job Interview, heisst es bereits im Vorfeld, ich bin nicht so gut vorbereitet oder ich habe kein gutes Gefühl, um gleich eine Erklärung zu haben bei der das eigene Selbstbild erhalten bleibt. Die Selbstsabotage geht soweit, dass wir uns unbewusst schlechter vorbereiten um sich das eigene Scheitern nicht eingestehen zu müssen.


Wie kann man kognitive Dissonanz überwinden?


Dies ist keine leichte Aufgabe, erfordert Selbstreflexion und den Willen zur Veränderung. Hier sind einige Beispiele, wie man kognitive Dissonanz überwinden kann:


1. Akzeptanz:

Niemand ist perfekt, und es ist völlig normal, manchmal in Situationen der kognitiven Dissonanz zu geraten. Stelle dich deinen inneren Konflikten und erkenne, dass sie Chancen zur persönlichen Entwicklung bieten.


2. Beschaffen von Informationen.

Bemühe dich sich aktiv neue Informationen zu suchen und dein Wissen zu erweitern. Dies kann dazu beitragen, die Diskrepanz zwischen deinen Überzeugungen und Handlungen zu verringern, indem du besser informierte Entscheidungen triffst. Lies Beiträge von Menschen, die NICHT deiner Meinung sind und beziehe deine Informationen bewusst aus anderen Quellen.


3. Verlasse die Opferrolle:

Anstatt die Schuld für deinen Zustand bei anderen zu suchen, stehe zu deiner Entscheidung und übernimm die Verantwortung dafür. Das Motto: "Ich hatte keine Wahl" ist eine Entschuldigung, denn du hast immer die Wahl, wie du dich verhalten willst.


4. Verhaltensveränderungen:

Wenn du feststellst, dass deine Handlungen nicht mit deinen Überzeugungen übereinstimmen, sei ehrlich und hinterfrage dich kritisch. Ab und zu ist es unumgänglich sich eigene Fehler einzugestehen, und dein Denken und Handeln anzupassen. Dies erfordert radikale Ehrlichkeit und Mut, führt aber zu einem authentischeren und kohärenteren Leben.


Kognitive Dissonanz zeigt wie komplex und vielschichtig die menschliche Psyche ist. Die Auseinandersetzung mit kognitiver Dissonanz kann zu einem tieferen Verständnis von uns selbst und zu einem authentischeren Leben führen.


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